

Aber hatte Visselhövede als Standort überhaupt eine Chance? Ist das Verhalten des Rates für die Entscheidung der Unternehmensgruppe verantwortlich? Wo liegen die Ursachen für die massiven Vorwürfe gegen Rat und Verwaltung? Zur Beurteilung erscheint es sinnvoll, sich den Ablauf der Ereignisse noch einmal zu vergegenwärtigen:
Der Konflikt eskalierte nach dem Verkauf eines Grundstückes im Gewerbegebiet, für das die Unternehmensgruppe Hoyer erst am Tag vor der Entscheidung selbst Bedarf angemeldet hatte. VA und Rat entschieden fast einstimmig, das Grundstück nach den geltenden Vergaberichtlinien für einen festen Quadratmeterpreis und nicht nach Höchstgebot an den Erst-Interessenten zu veräußern. Die Folge war ein Schreiben der Unternehmensgruppe an alle Ratsmitgliedern, in dem die Entscheidung in ehrverletzender Weise kritisiert und mit der Streichung des AdBlue® Werks sowie der Umschichtung von Gewerbesteuern gedroht wurde. Zitat: „Vielleicht weckt dieses Schreiben ja den einen oder anderen Politiker noch einmal aus seinem Rausch auf und es ist wohl eine Schlacht aber der Krieg noch nicht verloren.“ Die Unternehmensgruppe weist dabei mehrfach auf ihre besondere Stellung in Visselhövede hin. Man habe zwar „keine Dankbarkeit“ erwartet, „sehr wohl aber eine korrekte und angemessene Behandlung“ durch Kontaktaufnahme mit der Firma seitens der Stadt vor dem Verkauf.
Nach dem Aus für den Bundeswehrstandort hat die Landesregierung Finanzmittel zur Konversion in Aussicht gestellt. Sofort wurde bei einzelnen Ratsmitgliedern angefragt, ob die Mittel nicht zur Förderung des AdBlue® Werkes eingesetzt werden könnten. Eine detaillierte Projektbeschreibung mit der Bitte um Hilfe bei der Bereitstellung von Fördermitteln an die Stadt beinhaltete eine Kostenanalyse für die Standorte Visselhövede und Leuna. Dank einer in Sachsen-Anhalt möglichen Förderung von 20% fiel die Berechnung für Leuna um gut 1,7 Millionen Euro günstiger aus. Nach dem Hinweis auf abweichende Förderrichtlinien in Niedersachsen für Betriebe in der Größenordnung Hoyer und der Ablehnung des Einsatzes von Konvergenzmitteln zog die Unternehmensgruppe Hoyer ihren Antrag auf Förderung zurück und entschied sich für Leuna als endgültigen Standort ihres Projektes.
War es bei dem bezifferten Standortnachteil für Visselhövede tatsächlich die fehlende Unterstützung „sowohl der Bürgermeisterin als auch aller Ratsmitglieder“ oder doch eher eine unternehmerische Entscheidung, die das Projekt scheitern ließen?
Die Verdienste der Unternehmensgruppe Hoyer für Visselhövede sind unbestritten. Sie wurden seitens der Stadt auch immer wieder durch entsprechende Fördermaßnahmen gewürdigt. Eine Lex Hoyer bei der Vergabe von Gewerbeflächen und weiteren Fördermitteln rechtfertigen sie jedoch nicht.
Die Entscheidung der Firma Hoyer, ihren Stammsitz in Visselhövede zu belassen und die Kapazitäten auszubauen, wertet die SPD-Fraktion als positives Zeichen, auch in Zukunft Engagement in der Stadt zeigen zu wollen. Auch die SPD-Fraktion ist weiterhin an einer guten Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt interessiert. Setzen wir uns zusammen, um gemeinsam und auf Augenhöhe positive Wege der Kommunikation und Zusammenarbeit zu finden. Suchen wir dabei auf beiden Seiten nicht den Splitter im Auge des Anderen, ohne den Balken im eigenen zu sehen.