


„Viele Menschen haben ein so geringes Einkommen, dass sie sich nicht einmal genug Lebensmittel leisten können. In Visselhövede haben sie die Möglichkeit, bei unserem Gabentisch Lebensmittel zu bekommen“, mit diesen Worten empfing Manfred Seitz, Ansprechpartner der Visselhöveder Einrichtung, die SPD-Abordnung auf der Rampe vor der Ausgabestelle an der Rotenburger Straße. Er veranschaulichte dort zugleich die unbefriedigende Situation für die Bedürftigen, die an einer öffentlichen Durchgangsstraße an gleicher Stelle ohne Schutz bei Wind und Wetter auf die Öffnung der Ausagabestelle warten müssen.
Da die Ausgabe gerade stattgefunden hatte, waren die Regale im unbeheizten Ausgaberaum weitgehend leer. "Inzwischen gibt es einen festen Kundenstamm und außerdem Personen, die in unregelmäßigen Abständen kommen“, erläuterte Manfred Seitz weiter. "Etwa 30 Personen erscheinen im Schnitt zu den Terminen am Dienstag und am Freitag. Davon haben ca. 30% einen Migrationshintergrund und ca. 20% sind Jugendliche. Da dahinter auch immer 30 Haushalte stehen, werden wohl mehr als 50 Personen bei uns versorgt.“
Die Ware, die die Bedürftigen sich beim Gabentisch abholen können, wird vorwiegend von den vier Visselhöveder Lebensmittelmärkten (Combi, Edeka-Neukauf, Lidl, Netto), der Bäckerei Tamke und drei bis vier Landwirten kostenlos zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die in den Märkten nicht mehr verkauft, aber durchaus verwertet und unbedenklich abgegeben werden können. Alle Waren werden auf vernünftige Qualität geprüft. Seitz: "Unser Maßstab ist: Nur das, was wir selbst essen würden, geben wir auch an Bedürftige aus.“ Jeden Dienstag und Freitag werden die Produkte mit dem inzwischen aus Spendenmitteln finanzierten Lieferfahrzeug von den Händlern abgeholt. Freiwillige Helfer prüfen, sortieren, portionieren und verpacken die Lebensmittel und bieten sie dann in der Ausgabestelle an. Die Bedürftigen wissen und akzeptieren, dass sie für ihre Lebensmittel einen symbolischen Preis von zwei Euro pro Abholung zahlen müssen. Von diesem Geld werden ein Teil der Verbrauchsmaterialien und Energiekosten bestritten.
„Die erste Initiative zur Gründung einer Lebensmittelausgabe im Altkreis Rotenburg ging von engagierten Bürgern in Visselhövede aus“, ging Herr Seitz in dem mäßig beheizten Mitarbeiterraum nicht ohne Stolz auf die Historie des Visselhöveder Gabentisches ein. Bereits Ende 2005 wurde die Einrichtung unter der Schirmherrschaft der Visselhöveder Kirchengemeinde gegründet, und am 17. Januar 2006 fand die erste Ausgabe in der stillgelegten Lagerhalle der Raiffeisengenossenschaft in der Verdener Straße statt. Das gab den Impuls für die Gründung weiterer Lebensmittelausgaben in Rotenburg (2007), Scheeßel (2008) und Sottrum (2009). Während Rotenburg, Scheeßel und Sottrum sich der Tafelorganisation anschlossen und unter dem Dach des Diakonischen Werks des Kirchenkreises Rotenburg arbeiteten, blieb der Visselhöveder Gabentisch selbstständig, unterstützt von der Kirchengemeinde. Um die Arbeit der Tafeln nicht als Almosendienst der Kirche sondern als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in die Öffentlichkeit zu tragen, kam es schließlich zur einvernehmlichen Entscheidung, die Rotenburger Tafel mit ihren Ausgabestellen aus dem Diakonischen Werk auszugliedern und einen eingetragenen Verein zu gründen. Diesem Verein ist kürzlich auch der Visselhöveder Gabentisch beigetreten.
Die kleine SPD-Delegation zeigte sich sehr beeindruckt von der Arbeit, die hier von den ehrenamtlichen Helfern für jährlich rund 3.500 Menschen aus Visselhövede geleistet wird und für die jeder Cent sinnvoll angelegt ist.
Wer Interesse hat, beim Gabentisch mitzuarbeiten, kann sich bei Manfred Seitz (Telefon 04262/3527) melden oder an einem Dienstag- oder Freitagnachmittag vorbeischauen. Wer Mitglied werden möchte – der Jahresmindestbeitrag beträgt 30 Euro –, kann sich ebenfalls an Manfred Seitz wenden. Wer dem Rotenburger Tafelverein Spenden zukommen lassen möchte, kann dies unter Konto (75124636) bei der Sparkasse Rotenburg-Bremervörde (BLZ 24151235) tun.