



Dem Anlass gemäß präsentierte der Ortsverein den Mitgliedern und Gästen zunächst die sehenswerte Wanderausstellung „150 Jahre SPD“. Auf 19 Schautafeln wurden den Zuschauern die Rolle der SPD während der letzten 150 Jahre anschaulich mit Bild und Text vorgestellt. Dabei standen nicht nur die großen historischen Ereignisse im Vordergrund. In vielen Einzelschicksalen wurde deutlich, mit wie viel Not und Leid das Eintreten für sozialdemokratische Werte häufig für die Akteure verbunden war und was die SPD dadurch seit ihrem Bestehen an gesellschaftlichen Veränderungen bewirken konnte. Für die Betrachter ergaben die Schautafeln immer wieder auch Anlässe zum Austausch und zur Diskussion untereinander.
Als Ortsvereinsvorsitzender begrüßte Torsten Burmester anschließend Mitglieder und Gäste. Dabei ging er auch auf die Geschichte des Ortsvereins ein, die er durch etliche amüsante Anekdoten zu würzen verstand.
Weitere Begrüßungsworte richtete SPD-Bürgermeisterin Franka Strehse an die Anwesenden.
Die anschließende Festansprache hielt unser Bundestagsabgeordneter Lars Klingbeil. In seiner Rede ließ er den Anwesenden die große Tradition der SPD bewusst werden, auf die man stolz sein könne:
„Wissen ist Macht“, dieses Aufstiegsversprechen durch Bildung seitens des SPD-Mitbegründers Wilhelm Liebknecht gehörte von Beginn an zu den zentralen Forderungen der SPD. „Und sie hat ihr Versprechen gehalten“, so Lars Klingbeil. Gesetzliche Rente, gesetzliche Krankenversicherung, Frauenwahlrecht, Acht-Stunden-Tag, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mitbestimmung – all das hat die Sozialdemokratie erreicht. Und auch heute steht die SPD für die Themen, die die Gesellschaft zum Nutzen aller Menschen weiter entwickelt: Kitaausbau, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Regulierung der Finanzmärkte und Rentenreform.
Tapfere Genossinnen und Genossen haben ihr Leben für Solidarität, Gerechtigkeit und Freiheit riskiert. „Freiheit und Leben kann man uns nehmen. Die Ehre nicht.“ Mit diesem Satz von Otto Wels lehnte die SPD am 23. März 1933 als einzige Partei das Ermächtigungsgesetz der Nazis ab, wohl wissend, dass das für viele Parteianhänger Gefangennahme, Folter und auch Tod bedeutete. Heute sind es die erstarkenden Neonazis, die wieder unsere Freiheit gefärden. Und erneut steht die SPD in vorderster Reihe, wenn es z. B. durch Verbot der NPD gegen die Nazis geht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es die SPD, die für die Gleichberechtigung der Frauen eintritt. Denn bis dahin bestimmt allein der Ehemann, ob seine Frau einer Arbeit nachgehen oder ein Konto eröffnen darf. Selbst in der Kinderziehung hatte der Mann das letzte Wort. Unter Führung der Sozialdemokratin Elisabeth Selbert gelingt es den Frauen, die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ im Grundgesetz zu verankern. Später ist es die SPD die das Abtreibungsverbot des § 218 abschafft und schließlich 1977 dafür sorgt, dass Frauen auch ohne Erlaubnis ihres Ehemanns einen Job annehmen dürfen.
Heute tritt die SPD für gleiche Löhne für gleiche Arbeit von Frauen und Männern ein, für eine Frauenquote von 40% in Aufsichtsräten und Vorständen und dafür, dass das Ehegattensplitting nicht länger Kinderlose, Reiche und Einverdiener-Ehen bevorzugt.
Immer haben sozialdemokratische Kanzler die Verständigung unter den Völkern in Frieden und Freiheit vorangebracht. Willy Brandt hat die Versöhnung mit den Osteuropäischen Ländern herbeigeführt und ist deshalb mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Helmut Schmidt wird international als großer Europäer verehrt. Er hat in Zeiten der inneren Bedrohung durch die RAF den Frieden bewahrt. Und Gerhard Schröder hat Deutschland vor dem Eintritt in den Irak-Krieg bewahrt.
„Der Blick zurück in die Geschichte kann uns zwar mit Stolz erfüllen, aber er darf nicht dazu führen, sich darauf auszuruhen. Auch heute stehen entscheidende Aufgaben zur Erledigung für unsere Partei an“, so Lars Klingbeil. „Die Sozialdemokraten werden noch eine große Zukunft haben“, ist er sich sicher. Und so sei es wichtig, im laufenden Wahlkampf auch endlich über echte Themen zu sprechen wie Mindestlöhne und europäische Finanzmärkte. Für die Partei gelte es, die Bürger wieder mehr für sozialdemokratische Themen zu interessieren.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete der sehenswerte Film „Wenn du was verändern willst“. In vier Kapitel von 1850 bis 1918, von 1918 bis 1949, von 1949 bis 1969 und von 1969 bis heute zeigte er noch einmal die historische Entwicklung der Partei und Deutschlands in den letzten 150 Jahren auf. Viele Anwesende fühlten sich von dem Film sehr emotional angesprochen, spiegelte er doch häufig die eigenen Erlebnisse aus den letzten 50 bis 60 Jahren wider.